Herbstzeit ist Erntezeit und damit auch Apfelerntezeit in der Bodenseegegend. Überall stehen an den Obstplantagen die quadratischen, bunten Obstkisten, sind kleine Traktoren mit mehreren aneinandergekoppelten Anhängern für die Obsternte unterwegs.
Immer muss ich dabei an das Grimm'sche Märchen "Frau Holle" denken. An das junge Mädchen, das in den Brunnen springt, auf einer wunderschönen Frühlingswiese erwacht, das fertiggebackene Brot aus dem Ofen holt und dann die Äpfel erntet.
Und weil die Stelle so schön ist, hier in ganzer Länge:
Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Äpfel, und rief ihm zu: "Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif." Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen, als regneten sie, und schüttelte, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es wieder weiter.
Unglaubliche 257.000 Tonnen Äpfel erwarten die Obstbäuerinnen und Obstbauern am Bodensee in diesem Jahr. Schütteln muss heute niemand mehr. Die Bäume in den Plantagen sind kaum höher als die Pflückerinnen und deshalb muss auch keine mehr Angst haben, dass ihr ein Apfel auf den Kopf fällt - so wie die andere Schwester in dem Märchen:
Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: "Ach, schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif." Sie antwortete aber: "Du kommst mir recht, es könnte mir einer auf den Kopf fallen," und ging damit weiter.
Meinen ersten Apfel in diesem Jahr bekam ich von einem Kollegen geschenkt, der ihn direkt aus seinem Ort am Bodensee hatte. Kein Apfel schmeckt so wie der allererste im Herbst.
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